1.
Begriff
Der Begriff „Hedge-Fonds“
(engl. „hedge
fund“) wird für die Kennzeichnung von
privat
organisierten und professionell verwalteten Investmentfonds angewandt,
die sich durch einige gemeinsame Merkmale auszeichnen. Jedoch ist
dieser Begriff weder in der Investment-Praxis noch im Rahmen der
Gesetzgebung eindeutig definiert. Wesentliches Merkmal für
Hedge-Fonds ist die Ausnutzung der Bandbreite von Investmentstrategien,
die insbesondere auch Leerverkäufe und die bisweilen exzessive
Ausnutzung des Leverage-Effektes durch Fremdkapitalaufnahme einbezieht.
Aus dem Einsatz der Leerverkäufe erklärt sich der
Name Hedge-Fonds, denn Leerverkäufe sind eine geeignete
Maßnahme, um das Portfolio gegen fallende Kurse abzusichern,
wofür im Englischen das Verb „to
hedge“
steht. Ansonsten ist der Name irreführend, da mit den
Leerverkäufen, die ohnehin nur eine Teilstrategie darstellen,
in erster Linie eine positive Rendite erzielt werden soll und nicht
eine Absicherung des Portfolios. Ungeachtet der teilweisen Aufweichung
von Zugangsbeschränkungen, die hauptsächlich im
Mindestanlagevolumen begründet sind, zählen weiterhin
vermögende Einzelpersonen und institutionelle Anleger zu den
Hauptinvestoren sowie die Fonds-Manager selbst.
2. Investmentstrategien von Hedge-Fonds
Die Zielsetzung vieler Hedge-Fonds besteht nicht darin, einen
Börsenindex als Benchmark zu schlagen, sondern eine von der
Börsenentwicklung unabhängige Rendite zu
erwirtschaften. Entsprechend setzen viele Hedge-Fonds auch
Leerverkäufe (Short-Selling) ein, um in Baisse-Phasen Gewinne
zu erwirtschaften. Von dieser Besonderheit der Hedge-Fonds abgesehen
werden grundsätzlich die nachstehenden Investmentstrategien
unterschieden:
Long/Short-Strategien (directional trading):
Long/Short-Strategien
umfassen Wetten auf entweder steigende oder fallende Kurse einzelner
Anlagetitel oder ganzer Märkte. Während die Wetten
auf die Kursentwicklung von einzelnen Anlagetiteln
wie Aktien oder
Anleihen auf der Analyse der betreffenden Fundamentaldaten (KGV,
Dividendenrendite, usw.) basieren, werden bei der global-macro-Strategie
makroökonomische Daten
(Wirtschaftswachstum, u. dgl.) und ihre prognostizierte Entwicklung
zugrunde gelegt. Entsprechend erstrecken sich im letzteren Falle die
Investments auf bestimmte Märkte als Ganzes, auf die sich die
makroökonomischen Daten beziehen. Im Anlagefokus stehen
insbes. Landeswährungen, länderspezifische
Aktienindizes oder Rentenmärkte und Rohstoffe. Eine
global-macro-Strategie kann grundsätzlich als marktneutral
konzipiert werden, falls bei der angenommenen Entwicklung eines Marktes
zugleich eine gegenläufige in einem anderen Markt unterstellt
wird, und in diesem eine entsprechende Gegenpositionen eingegangen
werden.
Marktneutrale Strategien (market neutral/relative
value strategies):
Unter marktneutrale Strategien fallen alle Ansätze, die darauf
abzielen, den Anlageerfolg unabhängig von der allgemeinen
Marktentwicklung zu erwirtschaften. Diese das Marktrisiko meidenden
Strategien basieren insbes. auf Bewertungsdifferenzen von
vergleichbaren Anlagetiteln oder Preisanomalien bei gleichen bzw.
gleichwertigen oder verbundenen Anlagetiteln, wobei in beiden
Fällen davon ausgegangen wird, dass diese über kurz
oder lang vom Markt aufgelöst werden. Im ersten Falle wird die
Strategie „equity market neutral“
genannt, falls
auf die Konvergenz der Kursentwicklung unterschiedlich bewerteter, aber
dennoch vergleichbarer Aktien gesetzt wird, z. B. falls die
Aktiengesellschaften der gleichen Branche angehören. Auf die
vermeintlich unterbewertete Aktie werden Long-Positionen eingegangen,
während die überbewertete Leer verkauft wird. Im
Falle der Ausnutzung der Preisanomalien ist der Ausdruck Arbitrage-Handel
geläufig. Preisanomalien können
einerseits statistischer Natur sein, falls Bewertungen oder
Bewertungsdifferenzen ungewöhnlich in historischer Betrachtung
sind (statistical arbitrage).
Ansonsten liegen Preisanomalien faktisch
vor, falls für denselben Anlagetitel unterschiedliche Preise
an verschiedenen Börsen zeitgleich festgestellt werden oder
mit gleichen Eigenschaften ausgestattete Anlagetitel unterschiedlich
bewertet werden. Ebenso fällt unter Preisanomalie die falsche
Bewertung von Derivaten oder Wandelanleihen in Relation zum Basiswert.
Sind festverzinslichen Wertpapiere im Fokus, so handelt es sich um fixed
income arbitrage,
bei Wandelanleihen um convertible (bond)
arbitrage.
Ereignisgebundene Strategien (event-driven
strategies):
Ereignisgebundene Strategien zielen darauf ab, aus einer
außergewöhnlichen Unternehmenssituation Gewinn zu
schlagen. Am geläufigsten ist das Spekulieren auf eine
Übernahmeprämie (merger
arbitrage-Strategie), in
Erwartung darauf, dass ein Investment in das potentiell zu
übernehmende Unternehmen später zu einem
höheren Preis an den Übernehmer
veräußert werden kann. Üblich ist das
gleichzeitige Setzen auf fallende Kurse bei dem übernehmenden
Unternehmen durch Leerverkäufe; insofern sind
Übernahmestrategien oftmals marktneutral.
Managed Futures: Die einzelnen Kauf- und
Verkaufszeitpunkte werden durch Computer- programme anhand
ausgeklügelter Parameter ermittelt und umgesetzt. Infrage
kommen
alle liquiden Anlagetitel.
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