Mutations-Akkumulations-Theorie
Unter Mutations-Akkumulations-Theorie werden zwei
verschiedene
Konzepte, die das Altern erklären, diskutiert. Zum einen
wird der Begriff auf die Ansammlung von Mutationen im Genom
einer Spezies im Verlauf der Evolution bezogen, zum anderen aber auch
auf die Anhäufung von Mutationen im Laufe der individuellen
Lebensspanne.
Im ersten Falle liegt der Fokus auf Mutationen in den Keimbahnzellen,
die auf dem Wege der Fortpflanzung an die nächste Generation
weitergegeben werden. Manche von diesen können aufgrund des
Selektionsschattens
nicht eliminiert werden. Hierbei handelt es sich um den Kerngedanken
der evolutionsbasierten Begründung des Alterns, wie ihn P. B.
Medawar formulierte.
Im zweiten Falle werden Mutationen von somatischen Zellen thematisiert,
die nicht erblich sind. Damit wird der Alterungsvorgang selbst
erklärt: Mutativ degeneriertes Genmaterial sammelt sich
über die Lebenszeit an, was in den typischen
Alterungserscheinungen des Körpers mündet. Hierbei
wird präziser auch von der
somatischen
Mutations-Akkumulations-Theorie
geprochen,
die auf
Leó Szilárd
[On the nature of the aging process, Proc Natl Acad Sci U S A. 1959
Jan; 45(1): 30–45.]
zurückgeht.
Beide Ansätze stehen in einem sachlichen Zusammenhang, denn
die
evolutionär zugelassene Verschlechterung des Erbguts betrifft
mitunter genetisch codierte Abwehr- und Reparaturmechanismen, die
wiederum somatischen Genmutationen etwa durch nicht abgewehrte mutative
Strahleneinwirkung Vorschub leisten.
Verfasser: Dipl.-BW (FH) Michael Zabawa
Erschienen: Mai 2019